Bertelsmann ist diversifizierter
Acht Unternehmensbereiche, drei Säulen, ein Konzern – diesen Dreiklang ergibt die Struktur von Bertelsmann seit Januar 2016. Der zu Jahresanfang in Kraft getretene Auftritt ist das sichtbare Resultat der diversen strategischen Fortschritte in den vergangenen Jahren; Bertelsmann verfügt heute über ein so breites Portfolio wie noch nie.
Der strategische Grundgedanke hinter der neuen Struktur: Chancen und Risiken des Konzerns werden breiter gestreut, gleichzeitig erhöht das Unternehmen seine Transparenz.
Die stärkere Diversifizierung wird dabei auf verschiedenen Ebenen deutlich: Zum einen steigt Bertelsmann in ein komplett neues Geschäftsfeld ein, den Bildungsbereich. Neben Medien und Dienstleistungen soll dieser Sektor langfristig die dritte Säule des Konzerns bilden. Der Schritt in dieses Feld liegt dabei nahe: Über die im Bildungsbereich benötigte Inhalte- und Dienstleistungsexpertise verfügt Bertelsmann schon lange, dazu wächst der Bildungssektor stark, da er von mehreren Megatrends profitiert. In den vergangenen Jahren baut Bertelsmann deshalb sukzessive eine Reihe von Aktivitäten in diesem Feld auf, die sich vor allem auf berufliche Weiterbildung in den Branchen Gesundheit und Technologie fokussieren. All diese Geschäfte sind in der neu entstandenen Bertelsmann Education Group gebündelt.
Auch seine Medien- und Dienstleistungsgeschäfte stellt Bertelsmann breiter auf: Um der wachsenden Bedeutung der jeweiligen Aktivitäten gerecht zu werden, wird das Musikunternehmen BMG zu einem eigenen Unternehmensbereich; Arvato fokussiert sich auf seine Dienstleistungsgeschäfte. Die Druckgeschäfte des Hauses sind in der Bertelsmann Printing Group gebündelt, um sie in einem herausfordernden Marktumfeld unter einem Dach bestmöglich weiterzuentwickeln. Innerhalb der einzelnen Bereiche findet ebenfalls eine Diversifikation statt: So verringert die RTL Group beispielsweise ihre Abhängigkeit von Werbeeinnahmen und erschließt neue Erlösströme wie Einnahmen von Kabelnetzbetreibern. Auch Arvato setzt mit seinen Dienstleistungen längst auf eine breitere Kundenbasis als noch vor einigen Jahren.
Durch die verstärkte Ausrichtung des Konzerns auf Aktivitäten außerhalb Europas verbreitert sich zudem die geografische Basis für Geschäfte. Die ausgebauten Fonds-Aktivitäten mit ihren Schwerpunkten in Brasilien, China, Indien und Nordamerika werden 2016 ebenfalls in einem eigenen Unternehmensbereich gebündelt. Das Ergebnis: ein „neues Bertelsmann“ mit nun acht Divisionen.
Highlights 2016: Diversifizierter
RTL wird unabhängiger von TV-Werbeerlösen
Schritt für Schritt verbreitert die RTL Group ihre Umsatzbasis: Mit 48 Prozent des erwirtschafteten Umsatzes ist klassische TV-Werbung nach wie vor die wichtigste Erlösquelle der Gruppe. Gleichzeitig steigt der Anteil der Digitalerlöse, der u. a. von den Onlinevideo-Angeboten und Werbetechnologie-Plattformen der Bertelsmann-Tochter erwirtschaftet wird. Die Digitalerlöse machten im vergangenen Jahr erstmals mehr als zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus – ein Ziel, das die Gruppe ursprünglich erst in einigen Jahren erreichen wollte. Weitere wichtige Erlösquelle der RTL Group sind Einnahmen aus der Inhalteproduktion von Fremantle Media sowie aus der Vermarktung von Rechten und Lizenzen.
Gruner + Jahr steigt ins E-Commerce-Geschäft im Living-Segment ein
Von Wohnaccessoires bis zu Kleinmöbeln – mehr als 1.000 Produkte umfasst der Online-Shop des deutschen Living-Magazins „Schöner Wohnen“ bereits zum Start im Sommer vergangenen Jahres. Mit dem Launch erweitert Gruner + Jahr sein E-Commerce-Geschäft um das Living-Segment. Alle Produkte im neuen Shop werden dabei von den „Schöner Wohnen“-Experten sowie von ausgewählten Gastkuratoren ausgesucht und empfohlen. Zudem präsentiert „Schöner Wohnen“ einige Stücke auf speziell gekennzeichneten Seiten im Heft.
Pionier in neuem Segment
Weit mehr als eine Million Datenträger innerhalb von nur sechs Monaten ausgeliefert: Mit der Produktion der Ultra HD Blu-ray Disc (4K) trifft Sonopress vergangenes Jahr einen Nerv. Die Tochter der Bertelsmann Printing Group gehört zu den wenigen Unternehmen weltweit, die für die Herstellung des innovativen Speichermediums zertifiziert worden sind. Entsprechend groß ist die Nachfrage aus Europa, aber auch aus Nordamerika: Zahlreiche Hollywood-Studios wie Warner Bros. und Universal Pictures zählen zu den Kunden. Dabei gelingt es Sonopress durch intensive Prozessentwicklung und Maschinenkonfigurationen als einem der ersten Unternehmen weltweit sogar, Ultra HD Discs mit einem Speichervolumen von bis zu 100 Gigabyte herzustellen.
Die dritte Säule wächst weiter
Zum 1. Januar des vergangenen Jahres nimmt die Bertelsmann Education Group ihre operative Arbeit auf – mit ihr entsteht die dritte Geschäftssäule von Bertelsmann neben Medien und Dienstleistungen. Außer auf Dienstleistungen für Bildungsinstitutionen liegt dabei ein besonderer Fokus der Gruppe auf digitaler, berufsbezogener Bildung (E-Learning) in den Bereichen Gesundheit und Technologie – einem Gebiet, das sich auch 2016 als besonders wachstumsstark erweist.
Besonders deutlich wird dies beim Blick auf die Bertelsmann-Tochter Relias Learning: Der Online-Bildungsanbieter vergrößert seine Kundenbasis auf rund 5.500 Firmenkunden, deren Mitarbeiter jährlich rund 30 Millionen Kurse absolvieren. Zum Ausbau des Geschäfts tragen dabei mehrere Firmenakquisitionen in Nordamerika bei, durch die Relias unter anderem in den Markt für Fortbildungen in Krankenhäusern einsteigt. Parallel verbessert das Unternehmen seine Analytikprozesse, um seine innovativen Lehrangebote noch stärker zu personalisieren, und entwirft über 400 neue Onlinekurse für Mitarbeiter der Gesundheitsbranche. Auch beim Zugang zu diesen Angeboten geht das Unternehmen neue Wege: So ist seit kurzem eine erste App verfügbar, mit der Pfleger und Krankenschwestern nun Relias-Kurse mobil absolvieren können.
Auch Udacity, spezialisiert auf Weiterbildungsangebote im Bereich Technologie, erweitert sein Lehrangebot im vergangenen Jahr: Das Unternehmen entwickelt kontinuierlich neue Nanodegree-Programme, um Studenten heute und in Zukunft für Jobs in der Tech-Branche zu qualifizieren, darunter den „Self-Driving Car Engineer“ und einen weiteren Abschluss zum Thema „Artificial Intelligence“.
